Mittwoch, 6. Juni 2012

Die Glocke vor dem Rathaus Bochum



Vor dem Bochumer Rathaus steht als Denkmal  eine 15.000 kg schwere Glocke aus Gussstahl, gegossen 1867 vom Bochumer Verein für die Weltausstellung  in Paris.
Der Bochumer Verein war 1854 aus der Gussstahlfabrik Mayer&Kühne  entstanden.
Bereits bei der Weltausstellung  1855 hatte der Bochumer  Verein drei Glocken aus Gussstahl ausgestellt, was damals als Sensation galt.
Der am 01.Mai 1813 in Dunningen, Württemberg geborene Bauernsohn Jacob Mayer war gelernter Uhrmacher. der sein Handwerk in der Werkstatt seines Onkels, Dominikus Mauch, in Köln erlernt hatte.
Dieser  benötigte für sein Handwerk Werkzeuge aus Stahl, die nur teuer aus England zu beziehen waren. Um Geld zu sparen, schmolz er zerbrochene Werkzeuge ein und goss diese, mit mäßigem Erfolg, in Formen.
Jacob Mayer geht nach seiner Lehre für einige Jahre nach England (vermutlich Sheffield) um die Stahlherstellung zu lernen. Nach seiner Rückkehr beginnt er in Dunningen mit eigenen Versuchen Tiegelgussstahl herzustellen.
1832 gelingt es  Meyer die ersten Produkte aus Stahl zu schmieden.
1842 schließt Meyer  mit dem Magdeburger Kaufmann Eduard Kühne einen Vertrag zur Errichtung der Firma Meyer&Kühne in Bochum.  Der Standort wurde aufgrund der Qualität der benötigten Ruhrkohle gewählt.
1845 nahm die Fabrik die Produktion  auf und bemühte sich auch um Rüstungsaufträge.
Die Herstellung von  Kanonen war aufwändig. Die Rohre mussten aus dem Vollen geschmiedet und ausgebohrt werden.  Für die Fertigung einer einzigen Kanone hätte Meyer eine Woche benötigt.
Das Rohr gleich in Form zu gießen würde dagegen wesentlich schneller gehen.  In einem Schreiben an das Kriegsministerium  behauptet er, dass er Kanonen aus einem Guss herstellen könne.
Damit wird er zur Konkurrenz für Alfred Krupp, der behauptet, dass ein Formguss von Stahl nicht möglich sei.  
Bereits 1847 produziert Meyer Kanonenrohre, die in Wetter bei der Firma Kamp&Co  endbearbeitet werden.
Der Rüstungsauftrag geht allerding 1849 an Krupp.
Das von Meyer 1851 eingereichte Stahlformguss-Patent  wurde von Krupp angefochten. Das Patent wurde ebenso wie ein weiteres 1852 eingereichtes, abgelehnt.
Schon 1845 hatte Meyer Glocken gegossen.  Die älteste erhaltene befindet sich im Museum des Dorfschultenhofes in Datteln.
1848 wurde eine Glocke für die Frankfurter Paulskirche gegossen. 
Für die Weltausstellung 1855 in Paris ließ Meyer drei große Glocken gießen.
Alfred Krupp hielt es weiterhin für unmöglich tonnenschwere Stahlteile zu gießen, behauptet dass Meyer betrügt  und  bezeichnete ihn  bei der Weltausstellung öffentlich als Scharlatan.  Meyer ließ daraufhin eine der Glocken zerstören und einen Schmiedetest durchführen, der bewies, dass die Glocken tatsächlich aus Stahl bestanden.

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